Alte Wacht

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Wirtschaft und Kultur, aber auch die Entwicklung einer Talschaft wurden in der Geschichte nicht zuletzt durch die Existenz entsprechender Straßen und Wege geprägt. Über einen langen Zeitraum verhinderten die steilen Felswände der Großarlerklamm (ab 1876 Liechtensteinklamm) den Bau eines Fahrweges von St. Johann im Pongau in das Großarltal.
So waren auch die ersten Verkehrswege in das längste östliche Tauerntal einfache Viehtriebsgassen sowie Saum– und Gehwege aus verschiedenen Richtungen.
Der frühneuzeitliche Bergbau in Hüttschlag brachte für die Talbevölkerung neben der Land– und Forstwirtschaft eine weitere wichtige Einnahmequelle
Zwischen 1500 und 1700 erlebten Großarl und Hüttschlag eine wirtschaftliche Blütezeit. Der Bergbau in Hüttschlag entwickelte sich zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Fürsterzbistums Salzburg. Laut schriftlicher Überlieferung gelang etwa im Jahre 1637 eine  Jahresproduktion von 650 Zentner Kupfer.
Um die Bergbauprodukte aus dem Tal und verschiedene Gebrauchs– und Werkgüter in das Tal zu befördern, war die Errichtung einer Straße dringend geboten.
Unter schwierigsten Voraussetzungen ließ Erzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy im Jahre 1566 hoch über der Klamm ein „Sträßlein in den Fels hauen.“
In unmittelbarer Nähe der Gemeindegrenze zwischen St. Johann und Großarl klebt auch heute noch gleich einem Schwalbennest die „Alte Wacht“ im Felsen an der alten Großarler Landesstraße. Das neben der Stegbachbrücke liegende Holzgebäude ist eine der letzten im Land Salzburg noch erhaltenen Maut– und Talsperren.
Schon 1330 wurde der Name Steg, später Stegenwacht oder Wachtstegen erwähnt. Dieser Name dürfte entstanden sein, weil an dieser Stelle der schmale Weg in das Tal über einen Holzsteig um den Felsen herum führte. An diesem neuralgischen Punkt fand die „Alte Wacht“ ihren Platz.
Mit der Errichtung der Talsperre sollte in erster Linie verhindert werden, dass die für den Bergbau so wichtigen Lebensmittel aus dem Tal „geschwärzt“ wurden.
Mit Sicherheit kann angenommen werden, dass eine Talsperre bereits im Mittelalter bestand.
Anlässlich von Felssprengungen bei einer Straßenerweiterung wurde die Wacht um 1680/81 von Grund auf neu errichtet. Im Pestjahr  1655 wurde das Haus mit Soldaten besetzt, um eine Ausbreitung der Seuche weitgehend zu verhindern. Um 1731/32 befürchtete Erzbischof Firmian einen Aufstand der protestantischen Bergwerksleute, deshalb hatte die Alte Wacht in dieser Zeit auch militärische Funktionen zu erfüllen.
Der furchterregende Abgrund und die mächtigen Felswände bei der Stegenwacht sollen sogar die Franzosen um 1800 von einer Besetzung des Tales abgehalten und zur Umkehr bewogen haben.
Grundlegende Ausbesserungsarbeiten am Gebäude erfolgten auch 1802 und 1835. Aber auch später erfolgten mehrmals Umbauten.
Über einen langen Zeitraum diente das Haus als Gastbetrieb. Alois Prommegger, der spätere Moarbauer, war hier um die Jahrhundertwende Wirt.
Im Jahre 1912 verkaufte Prommegger die Wacht um 2000 Kronen an den Landesausschuss des Herzogtums Salzburg zwecks Schaffung einer Dienstwohnung für den Wegmacher der Großarlerstraße.
In den vergangenen Jahrzehnten kam es wegen der geringen Durchfahrtshöhe beim Wachtgebäude laufend zu Problemen. Man war deshalb bestrebt, die historische Wacht abzutragen. Doch der Bau der Stegbachbrücke garantierte den Verbleib dieses einzigartigen Baudenkmals mit jahrhundertelanger Tradition.
In einem Schenkungsvertrag wurde die „Alte Wacht“ vom Land Salzburg/Salzburger Landesfond im Jahr 2000 dem „Nationalparkverein Hohe Tauern – Hüttschlag im Großarltal“ zu treuen Händen übergeben.
Quelle: Nationalparkverein Hüttschlag